Tot oder lebendig?

Abgestorbene Bäume haben in unserer Vorstellung eines ordentlichen Waldes oft keinen Platz. Die Natur hat aber ihre eigene Ordnung. In Totholzbäumen spielt sich das Leben ab.

Die Zeichnung zeigt quer auf dem Bild einen umgestürzten Baum. Viele verschiedene Kleinstlebewesen sind ebenfalls zu erkennen, die sich auf unterschiedlichste Art freuen, dass sie einen neuen Ort zum Leben haben. Ein Käfer rechts im Bild, der per Anhalter in Richtung Baum will, einer, der seinem Baby ihr neues Zuhause zeigt, verschiedene Käfer, die mit Werkzeugen am Baum arbeiten, eine Schnecke und ein Käfer, die mit Schubkarre und Einkaufswagen, gefüllt mit Pilzen, davongehen und eine Maus im linken oberen Eck, die einen Plan studiert.
© Geert Gratama

Stehendes Totholz

Abgestorbene, stehende Bäume sind eine seltene Besonderheit im Wald. Hier im Naturwald der Salzachauen sind sie aber in Hülle und Fülle vorhanden. Viele hochspezialisierte Insekten leben ausschließlich im Holz – das vom Frischholz bis zum Moder reicht. Spechte zimmern sich im morschen Holz ihre Brutplätze, und Fledermäuse nutzen die Höhlen als Schlaf- und Fortpflanzungsquartiere.

Bild von einem abgestorbenen Baum, in dem sich kleinere und größere Bruthöhlen befinden
© xeipe

Totholzpilze – die Bauarbeiter im Wald

Nachdem Pionierinsekten kleine Löcher in das Holz eines abgestorbenen Holzstammes gebohrt haben, ziehen Pilze ein. Sofort beginnen sie, das Holz zu zersetzen, indem sie Cellulose und Lignin abbauen. Ihre Arbeit zeigt nach rund zwei Jahren erste Erfolge: Die Rinde löst sich ab. Dann vergehen Jahrzehnte, bis der Stamm vollständig verschwunden ist.

Bild eines Rotrandigen Baumschwamms an einem abgestorbenen Baum
© Christian Ragger

Eigenartige Holzbewohner

Dass Totholzkäfer nur schwarz gekleidet sind, ist ein Gerücht. Viele Holzbewohner sind äußerst modebewusst und tragen bunt schillernde Deckflügel. Der in den Salzachauen lebende Scharlachkäfer verbringt die meiste Zeit seines Lebens als Larve in der dünnen Bastschicht zwischen Borke und Holz abgestorbener Bäume. Zwischen April und Juni kann man den knallroten Sechsbeiner auf seinem Brutbaum herumlaufen sehen.

Käferarten sind unter anderem: Juchtenkäfer, Großer Goldkäfer, Scharlachkäfer, Moschusbock, Ameisenbuntkäfer, Achtpunktiger Kiefernprachtkäfer, Großer Lindenprachtkäfer

Fiktiver Zeitungsartikel: Bäume altern in der Weitwörther Au in Würde

Bäume können bis zu mehrere hundert Jahre alt werden, doch in unseren Wirtschaftswäldern geht es den Holzlieferanten viel früher an den Kragen. In der Weitwörther Au ist das nun anders, denn hier dürfen die Bäume alt und knorrig werden.

Morsche Bäume liegen am Boden, junge Bäume sprießen wie Pilze aus dem Boden und Lianen in Form von Waldrebe und Hopfen schlängeln sich an den Bäumen empor. Das Hämmern der Spechte erinnert uns daran, dass wir uns nicht im Dschungel, sondern in den heimischen Salzachauen befinden. „So kann sich ein Wald nur dann entwickeln, wenn der Mensch nicht eingreift“, sagt der Naturschutzbeauftragte und Forstingenieur August Wessely. Das bedeutet: natürliche Prozesse zulassen und den Wald alle Entwicklungsphasen durchlaufen lassen. „Ohne den Ankauf von 117 Hektar Auwald im LIFE Projekt Salzachauen durch das Land im Jahr 2016 wäre die Entwicklung zu einem wilden Wald, wie sie hier abläuft, nicht möglich. Das bestätigt auch