Barocke Relikte
Die schnurgeraden Wege mit den Resten alter Eichenalleen in der Weitwörther Au sind Relikte eines barocken Jagdgartens. Typisch für diesen Jagdgarten war das Nebeneinander von intensiv gestalteten und verwildernden Gartenteilen.
Landschaftskunstwerk für die Jagd
Mit der Errichtung eines kleinen Jagdschlosses in Weitwörth ließ Fürsterzbischof Max Gandolf von Kuenburg 1671 auch den Auwald umbauen. Aus der weitgehenden Naturlandschaft wurde ein barockes Landschaftskunstwerk für die Jagd. Typisch für die Barockzeit war die Gliederung der Landschaft durch Achsen, sogenannte Durchschläge. Sie wurden als Grünland bewirtschaftet, entlang darin angelegter Wege wurden Eichenalleen gepflanzt. Das Wild wurde von den unwiderstehlichen
Eicheln in die Durchschläge gelockt und konnte dort bequem erlegt werden.
Kalorienbombe Eichel
Die Stieleichenbestände, die heute noch große Teile der Au prägen, wurden vor langer Zeit gepflanzt. Sie dienten der Eichelmast des Wildes. Über 20.000 Eicheln kann eine alte Eiche in guten Jahren tragen, für das Wild ein kalorienreicher Nahrungslieferant. Die braunen Waldfrüchte besitzen einen hohen Energiegehalt, der im Samen in Form von Fetten und Ölen gespeichert ist.
Gegen den Trend
Nach der Salzachbegradigung und den dadurch verminderten Überschwemmungen wurden im Laufe der Zeit viele Auwälder entlang der Salzach gerodet und in Äcker und Wiesen umgewandelt. Nicht so in der Weitwörther Au: Hier war die jagdliche Nutzung so wichtig, dass der Wald bestehen blieb.
Fiktiver Zeitungsartikel: „Gejagt wird hier noch immer, aber anders."
In der Weitwörther Au hat die Naturschutzabteilung des Landes Salzburg das Management des Wildes übernommen. Rehe, Wildschweine und Hasen müssen dabei noch immer erlegt werden, da natürliche Feinde fehlen.
Im Rahmen des LIFE-Projekts hat das Land Salzburg 2016 in der Weitwörther Au das Jagdrecht erworben. Seitdem wird hier statt der früheren Trophäenjagd ein gezieltes Wildtiermanagement betrieben. Dabei werden die Bestände von Reh, Wildschwein und Hase so reguliert, dass sich der Wald auf natürliche Weise entwickeln kann. Die periodischen Salzachhochwässer, die zu einer natürlichen Reduktion der Wildbestände führen, werden dabei berücksichtigt. „Gejagt wird hier noch immer, aber anders. Angestrebt wird ein Wildbestand mit einer artgerechten Sozialstruktur und einer dem Wald angepassten Dichte, sodass eine Naturverjüngung ohne Schutzmaßnahmen möglich ist“, so der Jagdleiter Josef Unterberger.