Pflanzen der Salzachauen
Auwälder sind nährstoffreich, dementsprechend dicht kann das Blätterdach der Bäume und Sträucher im Sommer werden. Krautige Pflanzen am Boden müssen daher im Frühling schnell blühen und Samen entwickeln, bevor es finster im Wald wird. Schneeglöckchen, Frühlingsknotenblume, Gelb- und Blaustern, Buschwindröschen, Gelbes Windröschen, Lerchensporn und der weithin riechbare Bärlauch entfalten daher ihre Blüten vor oder zumindest mit den Blättern. Die Energie dafür nehmen sie aus Speicherorganen, die gut geschützt im Boden überwintert haben.
Eine weitere Besonderheit von Auwäldern sind Moose. Rund 1.000 verschiedene Moose finden sich in Österreich. Diese anspruchslosen Pflanzen füllen Lücken, die für Blütenpflanzen zu dunkel, nährstoffarm, trocken oder nass sind. In den Auwäldern kommen sie durch die höhere Luftfeuchtigkeit in großer Anzahl auf Stämmen aber auch am Boden vor.
![Frühlingsknotenblumen bedecken im Frühling den Boden.](/index.php?rex_media_type=bild_breit_ausschnitt_mitte&rex_media_file=fruehlingsknotenblume_c_johannes_maurer_igp0551.jpg)
Sex unter Wasser
Das Große Nixenkraut (Najas marina) hat sich in den neu angelegten Tümpeln in den Salzachauen rasch ausgebreitet. Geholfen haben ihm dabei Enten, die das Kraut samt Samen fressen. Da die Samen unverdaulich sind, werden sie Stunden später wieder ausgeschieden, mit etwas Glück an einem neuen Standort.
Besonders interessant ist jedoch die Zeit bevor die Samen gebildet werden. Nixenkräuter sind einige der wenigen Arten, deren Bestäubung unter Wasser abläuft. Weibliche und männliche Blüten sitzen beim Nixenkraut auf verschiedenen Pflanzen – unter Wasser! Die Pollen der männlichen Blüten werden in das Wasser entlassen und schwimmen mit der Strömung mit. Noch bevor die Pollen an einer weiblichen Blüte gelandet sind, wächst schon der Pollenschlauch, der bis zu 2 mm lang werden kann. Damit erhöhen die einzelnen Pollenkörner die Wahrscheinlichkeit, dass sie an einer weiblichen Blüte hängen bleiben und diese bestäuben können. Einen Tag haben sie Zeit, dass das Wasser sie an den richtigen Ort bringt, dann stirbt das Pollenkorn ab.
![Ein großer Bestand von Nixenkraut im Ausee.](/index.php?rex_media_type=bild_breit_ausschnitt_mitte&rex_media_file=nixenkraut_ausee_c_bernhard_riehl.jpg)
Vermehrung ohne Samen
Noch bevor im Frühling die Bäume austreiben, leuchtete es am Boden in der Salzachau flächendeckend gelb. Das Scharbockskraut (Ficaria verna) nutzt das viele Licht, um Insekten anzulocken. Freilich, nötig hätte es das gar nicht mehr, denn nur selten produziert eine Pflanze Samen nach der Befruchtung. Sie haben sich etwas anderes für die Ausbreitung einfallen lassen und das sehr erfolgreich.
Statt Samen bildet Scharbockskraut in unseren Breiten Bulbillen. Das sind weiße, etwa getreidekorngroße Brutknöllchen, die vor allem in den Achseln der unteren Blätter entstehen. Sie fallen zu Boden und wachsen zu neuen Pflanzen heran. Im Mai werden die Bulbillen manchmal vom Regen zusammengespült, dann sieht es aus, als hätte es Getreidekörner geregnet. Interessant ist, dass die Pflanzen in Südwesteuropa kaum Bulbillen bilden, sie vermehren sich noch ganz „gewöhnlich“ über Samen.
Scharbock ist eine alte Bezeichnung für die Krankheit Skorbut, eine Vitamin-C-Mangelkrankheit, die Seefahrer früher auf ihren langen Reisen bedrohte. Scharbockskraut enthält sehr viel Vitamin C und wurde auf Schiffreisen getrocknet verspeist, um dem „Scharbock“ vorzubeugen.
Scharbockskraut darf nur vor der Entwicklung der Blüten gegessen werden, da es danach schwach giftig ist. Zudem ist es vor der Blüte leicht mit giftigeren Pflanzen verwechselbar, darum bitte Finger weg.
Pflanzenimpressionen
Ein kleiner Auszug aus der vielfältigen Pflanzenwelt der Salzachauen. Zum Vergrößern bitte klicken: